In den letzten 10-15 Jahren, mit dem wachsenden Fokus auf einen gesunden Lebensstil, sind immer mehr alternative Produkte in den Läden aufgetaucht, die mit verschiedenen Slogans, Etiketten und gesundheitsbezogenen „Versprechungen“ werben. Kein Wunder, dass wir bei all diesen Informationen oft überfordert sind.
Es ist jedoch wichtig zu verstehen, wie man Verpackungen richtig interpretiert. Was bedeuten diese Etiketten wirklich und wie hoch ist der tatsächliche Nährstoffgehalt?
Schauen wir uns einige dieser häufig vorkommenden Begriffe genauer an, insbesondere solche, die mit Kohlenhydraten zu tun haben, da Kohlenhydrate eine wichtige Rolle im Umgang mit Diabetes spielen.
Wichtig ist, dass die Europäische Union Etiketten in Bezug auf Nährstoffe und Gesundheitsversprechen reguliert. Das bedeutet, dass die Begriffe auf den Verpackungen standardisiert sind und eine klare Definition dahinter steckt.
Nun schauen wir uns diese Begriffe einzeln an und bewerten, wie relevant sie für das Diabetesmanagement sind.
„Kein Zuckerzusatz“
Dieses Etikett bedeutet, dass keine Mono- oder Disaccharide (einfache Zucker) dem Produkt während der Produktion zum Süßen hinzugefügt wurden. Dazu gehören Substanzen wie Honig oder Ahornsirup.
Das Etikett gibt jedoch keine Information über den tatsächlichen Zucker- oder Kohlenhydratgehalt des Produkts. Es zeigt nur an, dass das Produkt in Bezug auf den Zuckergehalt in seiner „natürlichen“ Form vorliegt.
Aus Sicht von Diabetes geht es jedoch nicht nur um den natürlichen Zuckergehalt. Ein Beispiel: Ein Bananenchip-Produkt mit dem Etikett „kein Zuckerzusatz“ enthält 58 g Kohlenhydrate, davon 35 g Zucker. Das ist ziemlich viel, ungefähr so viel wie ein traditionelles Brötchen. Außerdem besteht ein großer Teil daraus aus einfachen Zuckern, die einen schnellen Anstieg des Blutzuckerspiegels verursachen. Für Menschen mit Diabetes kann der Verzehr solcher Produkte in großen Mengen zu extremen Blutzuckerspitzen führen. Fazit: Achte immer darauf, was hinter dem Etikett „kein Zuckerzusatz“ steckt und sei vorsichtig mit der Portionsgröße.
„Wenig Zucker“
Das bedeutet, dass das Produkt 5 g Zucker pro 100 g (oder 5 ml pro 100 ml) oder weniger enthält.
Dieses Etikett informiert die Verbraucher vor allem darüber, dass das Produkt wenig von den schnell blutzuckersteigernden Zuckerarten enthält. Der gesamte Kohlenhydratgehalt kann jedoch immer noch hoch sein.
Wenn du Mahlzeiten planst, ist es wichtig, den gesamten Kohlenhydratgehalt zu berücksichtigen und nicht nur den Zuckergehalt. Dieses Etikett sollte daher als zusätzliche Information und nicht als alleinige Entscheidungsgrundlage gesehen werden.
„Zuckerfrei“
Das bedeutet, dass das Produkt 0,5 g Zucker pro 100 g (oder 0,5 ml pro 100 ml) oder weniger enthält.
Dieses Etikett bietet eine klarere Orientierung als die vorherigen. Zuckerfreie Produkte können jedoch immer noch andere Kohlenhydrate in größeren Mengen enthalten, also ist es wichtig, auch die gesamte Nährwertangabe zu überprüfen.
„Reduzierter Kohlenhydratgehalt“
Das bedeutet, dass das Produkt im Vergleich zu ähnlichen Produkten der gleichen Kategorie 30 % weniger Kohlenhydrate enthält.
Dieser Prozentsatz variiert jedoch je nach Art des Lebensmittels. Das Etikett gibt keine Auskunft über den glykämischen Index oder den tatsächlichen Kohlenhydratgehalt.
Aus einer ernährungswissenschaftlichen Sicht sind diese Produkte nicht unbedingt besser als ihre normalen Varianten. Statt sich auf eine Reduzierung der Kohlenhydrate zu konzentrieren, ist es oft sinnvoller, den Ballaststoffgehalt zu betrachten.
Zum Beispiel ist es beim Brot in der Regel besser, eine ballaststoffreiche Variante zu wählen, als ein Produkt mit reduziertem Kohlenhydratgehalt, da Ballaststoffe die Blutzuckeraufnahme verlangsamen und helfen, Spitzen zu vermeiden – eines der Hauptziele beim Diabetesmanagement.
„Quelle von Ballaststoffen“ und „Ballaststoffreich“
Da wir gerade über Ballaststoffe sprechen, hier noch die Erklärung zu diesen Etiketten:
„Quelle von Ballaststoffen“ bedeutet, dass das Produkt mindestens 3 g Ballaststoffe pro 100 g enthält.
„Ballaststoffreich“ bedeutet, dass es mindestens 6 g Ballaststoffe pro 100 g enthält.
Ballaststoffe sind wichtig, da sie nicht nur viele gesundheitliche Vorteile haben, sondern auch die Blutzuckerspitzen verlangsamen und extreme Schwankungen verhindern.
Wichtige Punkte zum Merken
Der glykämische Index (wie stark eine Kohlenhydratquelle den Blutzucker anhebt) ist wirklich entscheidend. Dieser hängt ab von: der Menge an einfachen Zuckern (Mono- und Disacchariden), der Anzahl größerer Kohlenhydratmoleküle und dem Ballaststoffgehalt.
Unser Ziel ist es, stabile Blutzuckerwerte zu halten. Während diese Etiketten Orientierung bieten können, können sie manchmal auch irreführend sein. Überprüfe immer die Nährwertangaben und den gesamten Kohlenhydratgehalt.
Ich hoffe, du fühlst dich jetzt etwas sicherer, wenn du Entscheidungen im Supermarkt oder beim Online-Shoppen triffst.
Viel Spaß beim Erkunden und Ausprobieren!