Schwangerschaft ist eine komplexe Phase – biologisch und emotional. Wenn dann noch die Diagnose Schwangerschaftsdiabetes (GDM) dazukommt, ist es völlig verständlich, wenn du dich überfordert, verzweifelt, unsicher, ängstlich, unzufrieden oder sogar wütend fühlst. Diese Gefühle sind absolut berechtigt.
Zu realisieren, dass dein Körper – dem du vertrauen willst und der neun Monate lang die einzige Umgebung für dein Baby ist – nicht „richtig“ funktioniert, kann eine enorme Belastung sein. Deshalb noch einmal: Die scheinbar endlosen Wellen negativer Emotionen sind völlig normal. Und du bist nicht allein!
Trotz allem kann GDM auch eine Chance sein – während und nach der Schwangerschaft.
Wir sind gezwungen (und bekommen gleichzeitig die Möglichkeit), unseren Körper und speziell unseren Kohlenhydratstoffwechsel besser zu verstehen. Dieses Wissen ist übrigens nicht nur für Menschen mit Diabetes hilfreich – es kann für alle einen echten Mehrwert bieten.
Was wir lernen können:
Den Umgang mit Kohlenhydraten verstehen:
Blutzuckerkontrolle ist für jeden wichtig. Große Mengen an Kohlenhydraten auf einmal zu konsumieren, stellt selbst für Stoffwechselgesunde eine Herausforderung dar. Die Bauchspeicheldrüse produziert Insulin, das den Zucker aus dem Blut in die Zellen transportiert. Muss sie dauerhaft viel Insulin ausschütten, können die insulinproduzierenden Betazellen ermüden. Das kann zunächst zu Insulinresistenz und später zu Typ-2-Diabetes führen.
Ballaststoffe helfen, die Bauchspeicheldrüse zu entlasten. Sie verlangsamen die Verdauung und Aufnahme von Kohlenhydraten und verhindern so starke Blutzuckerschwankungen.
Apropos Ballaststoffe: Sie sind essenziell für unsere Darmbakterien, die eine zentrale Rolle in der Verdauung spielen. Inzwischen wissen wir, dass sie über die sogenannte Darm-Hirn-Achse auch unsere Emotionen und unser mentales Wohlbefinden beeinflussen.
In dieser körperlich sensiblen Phase wird uns bewusst, wie sehr unsere Gewohnheiten nicht nur unseren Blutzucker, sondern unseren gesamten Körper beeinflussen.
Zum Beispiel die Bedeutung von Hydration:
Unser Körper braucht Wasser für die Hormonproduktion, Temperaturregulierung, Entgiftung, Nervenleitung, Geschmack, Geruch und vieles mehr.
Bei GDM kann man die Folgen von Dehydration direkt an steigenden Blutzuckerwerten sehen – weil dickflüssigeres Blut den Zuckergehalt relativ erhöht.
Oder die Rolle von Schlaf:
Schlechter oder zu kurzer Schlaf erhöht das Stresshormon Cortisol, das wiederum den Blutzucker steigen lässt – und noch viele weitere negative Auswirkungen hat. Diese Erfahrung kann uns helfen, Schlaf ernster zu nehmen.
Auch Bewegung spielt eine Schlüsselrolle:
Regelmäßige Aktivität (vor allem leichte, schonende Bewegung während der Schwangerschaft) verbessert die Insulinempfindlichkeit der Zellen – übrigens nicht nur bei Menschen mit Diabetes. Sport hat zudem viele weitere Vorteile: bessere Muskel- und Knochengesundheit, mentale Ausgeglichenheit und mehr Energie.
Die Monate mit GDM erinnern uns daran, dass unser Körper verletzlich ist – aber wir haben Werkzeuge, um uns selbst zu unterstützen. Diese Erkenntnis ist unglaublich wertvoll!
Ich lade dich ein, diese Reise mit genau diesem Mindset anzugehen. Und wenn sie vorbei ist, behalte das Wissen über deinen Körper und dich selbst bei!
P.S.: Manchmal fällt es schwer, so zu denken, wenn man mitten in der Herausforderung steckt. Aber wir können immer wieder neu entdecken, wie wir daran wachsen – und das ist völlig ausreichend. 💙